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Der etwas andere Begleiter

Hallo aus Hamburg,

Modell & Vorbild: Offene Wagen (1) ist inzwischen fertig und ich habe bereits etliche positive Rückmeldungen bekommen, dafür vielen Dank.

Auch Modell & Vorbild: Offene Wagen (2) lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten. Für mich Zeit für einen kurzen Rückblick: Das letzte Jahr war ziemlich anstrengend. Auch wenn ich nicht immer 24/7 gearbeitet habe, werde ich es künftig etwas langsamer angehen lassen.

Auch zum Buch Bahndienst- und Dienstgüterwagen Band 1 erreichten mich noch einige Anmerkungen, insbesondere zum Thema Umformerwerke. Diese werde ich gemeinsam mit den Schreibern sukzessive hier im Blog posten.

Güterzug-Gepäckwagen

Im Zusammenhang mit dem Einsatz von Güterzug-Gepäckwagen hinter Elloks griff Peter Wolf das Thema Heizung der Pwg(h)s noch einmal auf. Während die älteren Bauarten mit Ofenheizung diesbezüglich autark waren, war die Hochdruckheizung der ab 1957 gebauten Pwghs 054 ja auf den Dampf aus der Heizleitung einer Dampf- oder Diesellok angewiesen.

Ein klassischer Pwghs 54, der 125 145, fotografiert kurz nach der Indienststellung im Jahr 1957
Ein klassischer Pwghs 54, der 125 145, fotografiert kurz nach der Indienststellung im Jahr 1957.

Beim Einsatz hinter einer Ellok waren sie damit unbeheizt. Allerdings kam ein solcher Einsatz auch nur sehr selten vor, denn bei einer Ellok konnte der Zugführer auf dem Führerstand mitfahren. Und musste auf elektrifizierten Strecken auf Unterwegsbahnhöfen rangiert werden, kamen auch hier Dieselloks zum Einsatz.

Trotzdem brauchte man spätestens ab etwa 1970 Pwghs mit Ofenheizung, da Anfang der 70er-Jahre die letzten Länderbahn-Pwg und die Pwgs der Kriegsbauart abgestellt werden mussten. Ende 1967 stellte das BZA Minden daher die Zeichnung für die Pwghs 054 mit Ofenheizung auf. Diese als „Form B“ (mit Hauptdampfheizleitung) und „Form C“ (ohne Hauptdampfheizleitung) bezeichneten Wagen erhielten nun einen Ofen und gleichzeitig auf der Abteilseite ein zusätzliches Fenster, weil das nun über die ganze Wagenbreite Zugführerabteil mit nur einem Fenster/Seite doch recht „sparsam“ ausgeleuchtet war.

Der Pwghs 54 950 5 647, aufgenommen im Juli 1987 in Nördlingen, war einer der relativ seltenen der Type B

Der Pwghs 54 950 5 647, aufgenommen im Juli 1987 in Nördlingen, war einer der relativ seltenen der Type B
Der Pwghs 54 950 5 647, aufgenommen im Juli 1987 in Nördlingen, war einer der relativ seltenen der Type B.

Pwghs 054 Form B

Peter Wolf schrieb zu den Pwghs 054 Bauform B: „Willy Kosak hatte die ja vor Jahren schon in seinem HP1 einst porträtiert, und MU nun ein H0-Modell geschaffen. Willy Kosak hatte noch geschrieben, er könne nicht ergründen, wozu die Bauform B überhaupt entstanden ist. Ich glaube, ich habe da inzwischen eine recht heiße Spur: Die Bauform A hatte eine Dampfheizung! Sie war somit in der kalten Jahreszeit nicht autark. Wenn der Dampfspender also die Lok abwesend oder völlig ungeeignet war, weil beispielsweise eine V 60 / 260, eine Kleinlok etc. vor dem Zug hing, blieb es kalt im Wagen. Auch wenn der Wagen umlauf- oder rangierbedingt längere Zeit von der versorgenden Lok getrennt stehen musste, oder nicht direkt hinter der Lok eingereiht werden konnte.
Die Bauform B bekam dagegen einen Ofen, war somit heizungstechnisch unabhängig! Die konnte in den Fällen ohne Dampfheizungsversorgung auch in der kalten Jahreszeit auskommen! (wegen des Ofens mit Brennstoffvorrat dürfte auch das Dienstabteil größer geworden sein was den Bedarf für das dritte Fenster zwecks genügend Lichteinfall – ja nur einseitig! – erklären könnte). Damit wäre auch logische Konsequenz, dass die Bauform B vor allem in den sprichwörtlich kalten Gegenden gebraucht wurde, also etwa Alpenvorland, Bayerwald und Hochfranken = „bayrisch Sibirien“.
Ich will damit aber keinesfalls ausschließen, dass auch die Bauform A teilweise nachträglich mit einem Ofen ausgerüstet wurde, nehme aber an, dass das dann typischerweise die jeweiligen Einsatzstellen ggf. in Eigenregie ausführten und so auch sicher nicht immer einheitlich gestaltet wurde! Das täte ja der Entstehung der Bauform B keinen Abbruch, sondern würde lediglich bedeuten, dass von der Bauform B nicht hinreichend viele gebaut wurden!“

Tatsächlich nicht sicher geklärt ist, ob die Wagen der Form B aus älteren Wagen der Form A umgebaut wurden. Vieles spricht dafür. Zum einen war ein solcher Umbau billiger als der Neuaufbau aus einem Gms 54. Zum anderen wurden ab 1969 viele Pwghs 054 zu G-Wagen umgebaut, da sie als Güterzug-Gepäckwagen nicht mehr benötigt wurden.

Im November 1969 wurde der Pwghs 054 950 5 197 bereits vom Bahnhof Duisburg Hbf als Stückgutwagen eingesetzt. Das Foto zeigt ihn im Rbf Untertürkheim
Im November 1969 wurde der Pwghs 054 950 5 197 bereits vom Bahnhof Duisburg Hbf als Stückgutwagen eingesetzt. Das Foto zeigt ihn im Rbf Untertürkheim.

Die besonderen Pwghs 054

Neben den regulären Güterzug-Gepäckwagen gab es auch solche, die als „Vorstellwagen“ zur Zug- oder Streckenbeobachtung dienten. Nachfolgend hierfür einige Bildbeispiele.

Der Pwghs 054 950 5 544, aufgenommen im Sommer 1996 oder 1997 in Traunstein

Der Pwghs 054 950 5 544, aufgenommen im Sommer 1996 oder 1997 in Traunstein
Der Pwghs 054 950 5 544, aufgenommen im Sommer 1996 oder 1997 in Traunstein.
Der Pwghs 054 950 5 014 für den Autozug Sylt, aufgenommen im August 1991 in Westerland
Der Pwghs 054 950 5 014 für den Autozug Sylt
Ein Pwghs 054 für den Autozug Sylt, aufgenommen im August 1991 in Westerland
Ein unbekannter Pwghs 054 für den Autozug Sylt
Der Pwghs 054 950 5 602 für den Autozug Sylt, aufgenommen im August 1991 in Westerland
Der Pwghs 054 950 5 602 für den Autozug Sylt, alle drei Fotos aufgenommen im August 1991 in Westerland.

Nicht nur im Süden

Erst bei der Zusammenstellung dieses Beitrags fiel mir auf, dass der auch in Güterwagen, Band 6 Bestände und Bauteile • Güterzug-Gepäckwagen gezeigte 950 5 973 auch eine Ofenheizung hatte und Hamburg gehört ja nun wirklich nicht zu den kälteren Regionen in Deutschland.

Der Pwghs 054 950 5 973, aufgenommen im Frühjahr 1982 im Bf Blankenese. Ein Wagen des Typs B in Hamburg?
Der Pwghs 054  950 5 973, aufgenommen im Frühjahr 1982 im Bf Blankenese. Ein Wagen des Typs B in Hamburg?

Etwa zehn Jahre zuvor nahm Philipp Schreiber denselben Wagen als Pwgh 054 in Pforzheim auf. Und nun beginnt das erneute Rätselraten: Hatte er zu der Zeit bereits eine Ofenheizug? Der Rauchabzug wäre aus dieser Perspektive nicht zu erkennen und die auch auf der abgewandten Seite geöffnete Schiebetür behindert die Durchsicht durch das rechte Fenster, sodass nicht zu erkennen ist, ob der Wagen noch eine Abteiltrennwand besaß.

Das Bild des Pwgh 054 950 5 973, aufgenommen in den 70er-Jahren in Pforzheim, zeigt seinen den Ursprung: Damals war er noch in kälteren Regionen im Einsatz
Das Bild des Pwgh 054 950 5 973, aufgenommen in den 70er-Jahren in Pforzheim, zeigt seinen Ursprung.

Viele Grüße
und bis bald
Stefan Carstens