Hallo
und weiter geht’s (heute mit nur zwei Bildern). In Rückblick und Ausblick (1) hatte ich über die Anfänge meiner Veröffentlichungen und den Beginn der Zusammenarbeit mit Modellbahnfirmen berichtet.
Kurz nach Erscheinen von Güterwagen Band 3 nahm ich das nächste Buch in Angriff: Die Güterwagen der DB AG. Diesmal war die MIBA als Verlag von vornherein mit im Boot. Mein Part war „nur“ die redaktionelle Arbeit: Von Entwickeln des neuen Layouts bis zur Recherche, der Bildauswahl, dem Schreiben der Tabellen und der Texte und dem Gestalten der fertigen Seiten …
Das Titelfoto des Buchs entstand übrigens am selben Tag wie das Bild in meinem Banner. Knut Habicht übernahm auch diesmal die Produktion, sodass wir letztendlich der MIBA 1998 die „fertigen Bücher vor die Tür kippten“.
Weitere Güterwagenbücher
Bei Güterwagen Band 3 erhielt ich zugesagte Textbeiträge von Hans Ulrich Diener leider, wenn überhaupt, oft mit mehrmonatiger Verspätung, sodass ich mich letztendlich gezwungen sah auch seine Arbeitsanteile zu übernehmen. Band 4 schrieb ich daher von vornherein ohne die Unterstützung durch einen Co-Autor; entsprechend lange dauerte es bis zur Fertigstellung. Schließlich konnte alles nur in der Freizeit erledigt werden und die war durch Hausbau, einen neuen Job bei der Bahn – s. Über mich – etc. knapp bemessen. In der Zeit arbeitete ich häufig nach dem Motto: „Der Tag hat 24 Stunden und wenn die nicht reichen, nehmen wir die Nacht dazu“ … mit 48 Jahren ging das halt noch.
Genug gejammert: Mir machte es Spaß und da mir die Verlagsleitung bei der Gestaltung der Bücher, der Festlegung des Umfangs etc. freie Hand ließ, gab es keinen Grund zur Klage, zumal ich inzwischen wusste, wieviel Arbeit auch der Vertrieb und die damit verbundene Buchhaltung macht.
Ich hatte aber inzwischen auch die Erfahrung gesammelt, dass in jedem Güterwagenbuch, nicht zuletzt durch die Anfertigung der Zeichnungen, mehrere Tausend Arbeitsstunden stecken und dass die Gewinne bei Eisenbahnliteratur doch eher bei den Verlagen blieben als bei den Autoren. Nach harten Verhandlungen fanden Thomas Hilge und ich aber doch eine Basis, bei der der MIBA-Verlag zwar nicht reich wurde, aber mit der Erstauflage eine ausreichende Kostedeckung erzielte und mein „Schmerzensgeld“ erträglich war. Die „goldenen Nase“ 😉 verdienten wir uns dann mit der zweiten Auflage und bevor GeraNova den Verlag übernahm, wurden alle Güterwagenbücher nachgedruckt; von Band 3 kamen insgesamt über 8.000 Exemplare zusammen …
Anschriften für Modelle
Und dann gab es noch den anderen Teil dessen, was als Modellbahn-Hobby begonnen hatte: Die Recherche für Hersteller und die Erstellung von Anschriftenvorlagen. Roco erteilte mir schon seit Anfang der 90er-Jahre regelmäßig Aufträge für Güterwagenanschriften. Bald darauf folgten Fleischmann, Liliput, Märklin und Piko – und es entwickelte sich in den folgenden Jahren ein freundschaftlicher Kontakt mit den verantwortlichen Konstrukteuren und Mitarbietern der Dokumentation Harald Ott, Klaus Heyn, Thomas Landwehr und Peter Goldschmidt, der obwohl ich mit allen Firmen schon lange nicht mehr zusammenarbeite bis heute anhält.
1995 kamen dann auf Bitten der Hersteller mit Unterstützung von Hermann Hoyer die ersten Reisezugwagen-Anschriften dazu: Er übernahm die Recherche und ich bereitete anhand seiner Unterlagen die Druckdaten auf. In ähnlicher Form arbeiteten bald darauf auch Hermann Heless und ich zusammen, nachdem ich mit seinen Vorlagen die verschieden ÖBB-Schriften im Fontographer als editierbare Fonts konstruiert hatte.
Beratung und Produktfindung
Grundlage für diese Arbeiten war selbstverständlich Vertraulichkeit. Schließlich erfolgte die Recherche lange bevor die Neuheitenplanungen von den Herstellern publik gemacht wurden. Es blieb daher nicht aus, dass ich bisweilen von möglichen Doppelentwicklungen erfuhr und mit dem Einverständnis der jeweiligen Firmen entsprechende Hinweise geben durfte: Sowohl die Entwicklung einer GtL 4/4 gleichzeitig von zwei Herstellern als auch mehrerer Om 12 ließ sich auf diese Weise vermeiden.
Und dann gab es auch direkte Anfragen: Aufgrund des Erfolgs mit den Kds 54 (die Erstauflage war bis zum letzten Tag der Spielwarenmesse an Händler verkauft) rief mich 1995 Christian Plohberger, Geschäftsführer der Firma Roco, an und fragte: „Hallo Herr Carstens, wir haben noch Kapazitäten im Werkzeugbau frei. Haben Sie eine Idee für einen offenen Wagen?“ … ich hatte: den Omm 55 – und durfte dann die Konstruktion des Modells bis zur Freigabe für den Formenbau begleiten.
In über 25 Jahren konnte ich etliche Güterwagenmodelle bei verschiedenen Herstellern initiieren, z.T. durch die Güterwagenbücher, häufig aber auch in persönlichen Gesprächen, wie z.B. die 48- und 63-m³-Kesselwagen und die geschweißten zweiachsigen Kesselwagen bei Liliput die OOtz 50 und Pwgs 41 bei Roco oder die Fads 175-Familie und die genieteten Tragschnabelwagen bei Brawa.
Shit happens …
… oder nur wer nicht arbeitet macht keine Fehler: Ein ganz anderes Telefonat mit Klaus Heyn (Liliput) möchte ich auch nicht verschweigen, zumal der Auslöser inzwischen „verjährt“ ist 😉 Er rief mich eines Tages an und seine Frage werde ich sicherlich nie vergessen: „Du, sag mal Stefan, hab‘ ich was versäumt oder schreibt man Gesellschaft neuerdings mit nur einem L ?“
Der Hintergrund seiner Frage war: Ich hatte mich bei der Einstellertafel eines Shell-Kesselwagens vertippt und den Fehler hatte bis zur Freigabe des Produktionsmusters keiner bemerkt. Der Einzige, der am fertigen Modell darüber gestolpert war, war der schweizer Importeur … und ich sehe jetzt schon alle Modellbahner ihre Shell-Kesselwagen hervorkramen … 🙂
Soviel für heute, auch mit diesem Beitrag (heute ohne Ausblick) ist noch nicht Schluss.
Grüße aus Hamburg
Stefan Carstens