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Rückblick und Ausblick (1)

Hallo aus Hamburg,

nach über 40 Jahren Publikationen ist es für mich an der Zeit für einen Rückblick: Nach Veröffentlichungen in der MIBA erschienen 1980 meine beiden ersten Broschüren: MIBA-Report 10 und 11 „Mechanische Stellwerke“ – auf einer Schreibmaschine verfasst und alle Zeichnungen mit Tusche auf Transparentpapier erstellt. 1986 folgte dann die Erstauflage der MIBA-Reports 17 und 18 „Signale“ – die Produktionsweise war dieselbe, allerdings legte ich jetzt die ersten Zeichnungen farbig an.

Nachdem sich der MIBA-Chefredakteur Michael Meinhold entschlossen hatte mit Bahn&Modell ab Ende 1987 eine eigene Zeitschrift herauszugeben und Michael und ich bereits zuvor – z.B. seit 1984 mit der Serie „Planen + Fahren“ – sehr gut zusammengearbeitet hatten, wechselte ich mit ihm den Verlag.

MIBA Planen + Fahren: Altona Hafen
MIBA Planen + Fahren: Altona Hafen
Bahn&Modell Baureihe 86 + 94
Bahn&Modell Baureihe 86 + 94

Güterwagenbücher und ein „richtiger“ Computer

1988 begann dann die Arbeit an den Güterwagenbüchern – inzwischen auf einem Commodore PC 20, wobei die Zeichnungen nach wie vor konventionell entstanden. 1989 erschienen die ersten beiden Bände und im selben Jahr erhielt ich von Roco die ersten Anfragen nach Empfehlungen für neue Güterwagenmodelle und als dann die Entscheidungen gefallen waren die Bitte zur Unterlagenbeschaffung und Recherche für die Kds 54/56.

Roco-Kds 54
Roco-Kds 54

 

1990 wurde die Zeitschrift Bahn&Modell bereits wieder eingestellt und damit standen auch die Güterwagenbücher vor dem Ende. Die Restauflagen der ersten Bücher hatte der Alba-Verlag übernommen, ein Gespräch mit Alf Teloeken in Düsseldorf zeigte aber, dass seine und meine Vorstellungen in Bezug auf Qualität von Büchern deutlich auseinanderklafften: Ich war schon damals nicht bereit „Billigbücher“ zu produzieren. Die Güterwagenbücher standen damit vor dem Aus.

Kurz darauf kam der MIBA-Verlag auf mich zu und fragte, ob ich bereit wäre, die längst ausverkauften MIBA-Report 17 und 18 zu aktualisieren. Ich war es, unter der Voraussetzung, dass der Verlag einen „richtigen“ Computer und die erforderliche Software finanzierte: einen Macintosh IIsi mit einem 19“-Schwarzweiß-Monitor (damals noch nicht Graustufe!) und QuarkXPress 3. Aus den roten Broschüren wurden 1991 zwei rote Bücher mit 256 bzw. 264 Seiten Umfang.

Das erste selbstverlegte Buch

In den nächsten Jahren waren andere Dinge wichtiger: Die Kinder waren noch klein, beruflich war ich stark eingespannt u.v.m. Trotzdem wollte ich mich von der Idee, die Serie der Güterwagenbücher fortzusetzen, nicht verabschieden. Ein Verlag, der bereit war diese Bücher zu produzieren, fand sich nicht. Knut Habicht, damals Geschäftsführer einer Werbeagentur und auch heute noch im gestalterischen Bereich aktiv – inzwischen hat er alle Bilder für Güterwagen Band 10 final bearbeitet und wir werden demnächst beginnen die Druckdaten zu erstellen –, fragte in einem Telefonat lapidar: „Warum machen wir es nicht selbst?“ Ich schluckte zwar erst einmal, aber warum eigentlich nicht?

Allerdings wollte ich jetzt nicht mehr die Zeichnung auf Papier erstellen, sondern mit dem Computer. Die nächste Anschaffung war daher das Grafikprogramm Aldus Freehand 3.0. In den Folgejahren erwarb ich regelmäßig die Updates bis hin zur letzten Version: Macromedia Freehand MX mit dem ich bis heute auf einem inzwischen 20 Jahre alten und nur noch für die Bearbeitungen von Grafiken genutzten Power Mac G5 arbeite.

K.P.E.V. Omk C.c.7
K.P.E.V. Omk C.c.7

Bis 1996 waren alle Zeichnungen fertig, die Bilder gescannt (damals noch auf einem Trommelscanner) und die Seiten layoutet. Die Erstauflage war mit 5.000 Büchern geplant, die Produktionskosten sollten insgesamt rund 100.000 DM betragen … und ich schluckte erneut. Nach einigen Verhandlungen erklärte sich die MIBA bereit 3.500 Bücher direkt zu übernehmen, sodass das finanzielle Risiko für mich überschaubar wurde und auch meine Hausbank schlug nach Vorlage der Vertragsentwürfe eine pragmatische Lösung für die Zwischenfinanzierung der Summe über einen Zeitraum von max. 14 Tagen vor. Auf der Spielwarenmesse 1997 konnten Knut und ich Güterwagen Band 3 druckfrisch präsentieren.

Im darauffolgenden Jahr rief mich der Verlagsleiter Thomas Hilge an, ob ich noch Bücher hätte, die 3.500 waren bereits verkauft. Auch die Zweitauflage von 2003 mit weiteren 3.000 Büchern ist inzwischen längst vergriffen. Deshalb haben die Modellbahn Union und ich im Vorjahr als Ersatz die beiden Broschüren Modell & Vorbild: Offene Wagen (1) und Modell & Vorbild: Offene Wagen (2) herausgebracht.

Anschriften

Und wo ich nun schon ab 1996 die Zeichnungen für die Güterwagenbücher am Computer erstellte, warum sollte ich die dabei erworbenen Kenntnisse nicht auch für die Erstellung von Anschriften für die Modellbahnhersteller nutzen? Vorausgegangen war übrigens, dass Knut Habicht und ich damals gemeinsam einen Schriftfont für die alte DIN 1451 entwickelt hatten, in der die DIN-Engschrift (Buchstaben und Ziffern) mit der DIN-Mittelschrift (nur Ziffern, auch in 70% Größe) kombiniert war, sodass man bei Wagenanschriften alles in demselben Font editieren konnte.

Die Anschriftenvorlagen waren nicht nur auf 1:87 verkleinerte Vorbildzeichnungen, sondern an das Modell angepasst: Passten sie nicht zwischen Bretterfugen, sollten keine waagerechten Striche auf den Fugen liegen; waren die bedruckbaren Flächen zu klein, wurden die Schriften so verkleinert, dass sie in die Felder passten; war die Schriftgröße sehr klein, wurde die Schrift so verändert, dass sie im Druck nicht zulief …

Gmhs 53 (Fleischmann)
Gmhs 53 (Fleischmann)

Dieser Qualität der Vorlagen war in den 90er-Jahren neu und es sprach sich unter den Herstellern bald herum, dass man sich auf diese Weise viele Anpassungsarbeiten beim Druck ersparen konnte, sodass ich in den folgenden Jahren Anfragen von etlichen Firmen bekam …

Soweit für heute (demnächst geht es weiter).

Grüße aus Hamburg
Stefan Carstens

ps: Um Fragen vorzubeugen: Güterwagen Band 10 wird nicht eher erscheinen als angekündigt, schließlich gibt es auch noch Urlaub und andere wichtige Dinge … 🙂
pps: Inzwischen macht auch Bahndienst- und Dienstgüterwagen Band 2 Fortschritte, bislang etwa 80 Seiten nehmen Gestalt an.