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Besondere Bahnhofswagen

Moin, moin.

inzwischen habe ich auch einige inhaltliche Rückmeldungen zu dem Buch Bahndienst- und Dienstgüterwagen Band 1 bekommen, dafür vielen Dank. Zwei halte ich für besonders interessant:

Ehemalige KKt 27

Zu dem oben gezeigten Bild des Bahnhofswagens 72029 hatte ich auf Seite 264 geschrieben: „Sein Verwendungszweck ist nicht bekannt“. Bereits im Mai äußerte Stephan Kuchinke die Vermutung, dass er zum Transport von Getreide vom Hafen – der betrieblich zum Bahnhof gehört – zu den Malzfabriken in Bamberg diente.

Peter Wolf schrieb nun sinngemäß: „Doch, er ist! Solche Wagen als Bahnhofswagen finden sich ja nur in Bamberg, und daher ist eine Verbindung zu einer Bamberger Spezialität naheliegend: Bamberg ist nicht nur eine Bierstadt, sondern vor allem eine der Malzfabriken, allen voran die Fa. Weyermann! Der Wagen hat bestimmt kein Dienstgut befördert, sondern diente dem Transport von Getreide vom Silo in die Malzfabrik mit schon eher „gewerblichem“ Charakter, ggf. auch vom/zum Hafen, neben Braugerste kommt evtl. auch der Transport von Malz in Frage.

Mir hat ein Kollege, der in Bamberg aufgewachsen ist bestätigt, dass diese Wagen – es mag durchaus nicht nur einen einzigen in der Art gegeben haben – für die Firma Weyermann eingesetzt wurden. Wobei mir nicht klar ist, wie sich der Preis für den Transport innerhalb des Bahnhofs bei einer Entfernung von 0 km da Start = Ziel nach dem tariflichen Regelwerk gestaltet, aber da Verladung und Entladung innerhalb desselben Bahnhofs stattfanden reichte ein Bahnhofswagen aus, der ja nie in Züge einzustellen ist, sondern sein Ziel rein mit Rangierfahrten innerhalb des Bahnhofs erreicht …“

Aber Bamberg war nicht der einzige Bahnhof in dem ehemalige KKt 27 als Bahnhofswagen eingesetzt wurden: Ebenfalls aus dem Archiv von Joachim Claus stammt das Foto von Dieter Bodeck. Es zeigt den Bahnhofswagen 63027, aufgenommen im September 1968 in Brake. Er diente zum Getreidetransport vom Hafen zum LZG-Mischfutterwerk an der Weserstraße in Brake.

Bahnhofswagen zum Umschlag

Überhaupt scheint das Thema „Frachttransport innerhalb eines Bahnhofs“ in den 60er- und 70er-Jahren weiter verbreitet gewesen zu sein, als bislang bekannt. Nach den bis jetzt vorliegenden Informationen lag der Schwerpunkt wohl auf Empfängern / Versendern gelegen zu haben, die ihre Rohstoffe oder Waren per Schiff erhielten oder versendeten, aber ihren Standort aber nicht direkt am Hafen hatten, sodass ein direkter Umschlag vom bzw. auf das Schiff nicht möglich war.

In Mainz Zollhafen waren z.B. eine Reihe alter Drehgestell-Flachwagen (ehemalige SS 08 und SS 15) als Bahnhofswagen für den Transport von Stahlerzeugnissen beheimatet. Philipp Schreiber nahm zwei von ihnen Ende der 50er-Jahre auf.

Ergänzung zu den Wasserwagen

Zu dem Ansbacher Wasserversorgungszug (s. S. 233) steuerte Jürgen Kliemt, der 1958 im Bw Ansbach in der Schlosserlehre war, folgende Information bei: Der Zug bestand aus wenigen Kesselwagen und einem Flachwagen. Mit ihm wurden Lokstationen wie z.B. Bechhofen oder Windsbach beliefert.

Korrektur Stromversorgung

Und dann wies Peter Wolf noch darauf hin, dass sich in dem Beitrag zu den Fahrbaren Unterwerken (S. 200 ff.) ein Fehler eingeschlichen hat: Diese wurden nicht aus den Landesnetzen (220 kV oder 380 kV, 50Hz) versorgt, sondern die DRB und später die DB und DR hatten schon immer eigenen Bahnstromnetze, die mit 110 kV, 16 2/3 Hz betrieben wurden. In den Fahrbaren Unterwerken wurde also nur die Spannung auf 15 kV transformiert.

Anders bei den Fahrbaren Unformerwerken, die tatsächlich aus den 50Hz-Landesnetzen gespeist wurden und in denen daher auch die Frequenz gewandelt werden musste. Eingesetzt wurden sie zur Einspeisung bei neuen Streckenabschnitten, die noch nicht über das Bahnstromnetzt versorgt werden konnten, oder um Zeiten zu überbrücken, in denen das stationäre Unterwerk aufgrund von Revision oder Schäden abgeschaltet war.

Und auch die Umformerwagen des VEB Sachsenwerk waren für den Anschluss an das 50Hz-Netz konzipiert. Ebenso wie in den beiden von Krupp gebauten Fahrbaren Unterwerken erfolgte die Frequenzwandlung mit rotierenden Umformern: ein Elektromotor (Synchronmotor wegen der nötigen Genauigkeit in der Frequenz) für 50Hz war mit einem Generator für 16 2/3 Hz mechanisch verbunden.

Danke für diese Hinweise.

Grüße aus Hamburg
Stefan Carstens